Was tust du, wenn du es eilig hast? Jetzt, kurz vor Weihnachten, ist bei vielen eine ziemlich stressige Zeit. Wir befinden uns alle in einem momentanen Ausnahmezustand, mitten in der Pandemie. Was tust du? Wahrscheinlich versuchst du schneller zu gehen. Und du suchst nach Abkürzungen. Mein Botschaft heute ist ein Zitat, das Konfuzius zugeschrieben wird: Wenn du es eilig hast, geh langsam!

Was passiert, wenn wir langsam gehen?

Viktor Frankl sagt: „Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“  Ich bringe diesen Ausspruch von Frankl in vielen meiner Seminaren und habe auch schon darüber in meinem Blog geschrieben. Diesen Raum zwischen Reiz und Reaktion finden wir nur, wenn wir langsam und bewusst unterwegs sind. Wenn wir im Stress sind, dann halten wir unsere Reaktionszeiten besonders kurz. Das heißt, wir tun genau das Gegenteil.

Das Zitat von Konfuzius „Wenn du’s eilig hast, geh langsam!“ ist zwar bekannt, aber immer noch verblüffend. Eigentlich geht es noch weiter:  Wenn du es eilig hast, geh langsam! Wenn du es noch eiliger hast, mach einen Umweg. Noch verblüffender, nicht wahr?

Es ist ja bekannt, dass Spazierengehen an sich hilft Stress abzubauen, aber vielleicht hat Konfuzius mit dem Umweg mehr gemeint als bloßes Spazierengehen.

Wohin könnten wir gehen?

Vielleicht hat Konfuzius gemeint, dass es Sinn machen könnte, das Problem von einer anderen Seite zu sehen. Die Neurowissenschaften würden „Reframing“ dazu sagen. Die Situation in einen anderen Rahmen (auf englisch „frame“) zu setzen. Die Neurowissenschaftler wissen, dass das unserem Gehirn bei Aufregung hilft, wieder zu Ruhe zu kommen.

Eine Möglichkeit wäre es, bei unserem Umweg einen besonderen Raum aufzusuchen. Rumi sagte „Jenseits von richtig und falsch gibt es einen Raum, da treffen wir uns.“  Wie finden wir diesen Raum? Dazu müssen wir weg von „Ich habe recht!“ und „Du hast unrecht!“ kommen. Hin zu „Jeder hat aus seiner Perspektive recht“. Darum kann es nicht um das Recht-haben gehen. Für mich geht es – egal bei welcher Auseinandersetzung – immer darum, genau diesen besonderen Umweg zu machen. Es geht darum, einen Raum jenseits aller Bewertungen zu suchen und zu finden und das braucht ein Innehalten. Es geht zunächst darum, eine Verbindung zwischen der anderen Person und mir herzustellen, wenn wir uns eine Veränderung wünschen.

Wenn ich mich ärgere – und das passiert im Stress noch leichter als sonst – dann hat das mehr mit mir und meinem Denken (meinem Recht-haben-wollen) zu tun als mit den Handlungen der anderen Person. Um das wieder in Erinnerung zu rufen, tut ein Umweg gut.

Also: Wenn du es eilig hast, geh langsam! Wenn du es noch eiliger hast, mach einen Umweg.