Seid ihr glücklich?

Das war meine Einstiegsfrage beim Workshop „Wege zum Glück – Dein Leben, deine Wahl“. Mit der Frage „Seid ihr glücklich?“ hat auch Abdu’l Bahá, der große Verfechter des Friedens und der Gerechtigkeit die Hörer seiner zahlreichen Ansprachen in ganz Europa und Nordamerika oftmals begrüßt. Und fast immer fügte er mit seinem verschmitzten Lächeln auch gleich die Aufforderung hinzu: „Seid glücklich!“

Was ist Glück?

„Jeder Mensch will glücklich werden, um aber dieses Ziel zu erreichen, müsste er zunächst wissen, was das Glück denn eigentlich sei.“ sagte Emile Rousseau.

Schon oft habe ich in Workshops über Glück gesprochen und gemeinsam Strategien erarbeitet, doch dieses Mal war es etwas ganz besonders. Denn dieses Mal ging es ausschließlich um das geistige Glück, das des Menschen Herz erhebt und seine Seele erfreut, nicht um das individuelle, subjektive Wohlbefinden, das sich bei einer Erfüllung der leiblichen Bedürfnisse einstellt – von dem manche meinen, dass das eigentlich gar nicht wirklich existiert, sondern nur eine Art Einbildung ist, wie ein Fata Morgana in der Wüste oder ein Hirngespinst.

Was sagen große Denker?

Erstens möchte ich Tolstoi zitieren, der meinte, dass diejenigen „einen ewigen Fehler machen …, die sich unter Glückseligkeit die Erfüllung ihrer Wünsche vorstellen.“ Zweitens Bertrand Russell, von ihm stammt: „Es gehört unbedingt zum Glück, manches nicht zu haben, was man möchte.“ Maria von Ebner Eschenbach schrieb: „Glücklich sein können auch ohne Glück – das ist Glück!“ , während Antoine de Saint-Exupéry voller Weisheit folgende Ausspruch tätigte: „Wenn du das Wort Glück begreifen willst, musst du es als Lohn und nicht als Ziel verstehen.“ Schließlich philosophierte Kiergegaard: „Das Tür zum Glück geht „nach außen“ auf.“

Ist Glück eine Entscheidung?

Das Glück, von dem hier gesprochen wird, entspringt einer inneren Haltung, einer Einstellung, einem Zustand. Glück ist das Ausmaß, in dem wir mit unserem eigenen Tun und mit unserem Leben und zufrieden sind. Diese Zufriedenheit hängt viel mehr von unserer Bewertung unseres Tuns und der Umstände ab als von den Umständen selbst. Und die Art, wie wir uns selbst und die Umstände wahrnehmen, können wir zu großen Teilen beeinflussen. Deshalb scheint Glück also tatsächlich unsere Entscheidung zu sein.

Die Aufforderung „Seid glücklich!“ ist also gar nicht so absurd, wie vielleicht anfangs gedacht. Ähnliches kann man übrigens auch im Buddhismus finden, wo es heißt: „Es gibt keinen Weg zum Glück. Glücklich-sein ist der Weg.“

Was sagen Glücksforscher?

Wie ich schon in einem anderen Blogbeitrag dargelegt habe, haben Glücksforscher festgestellt, dass nur zehn Prozent unseres „Glücksniveaus“ durch unsere persönlichen Lebensumstände bestimmt werden – ob wir einen bestimmten Partner, einen bestimmten Job, ein gutes Einkommen haben oder was auch immer. 50 Prozent sind genetisch bedingt, da haben wir keinen Einfluss darauf. Aber 40 Prozent unseres Glücksniveaus bestimmen wir selbst – durch unsere alltäglichen Gewohnheiten. Da tun sich große Möglichkeiten zum Glücklich-sein auf!

Der englische Schriftsteller Charles Reade hat die bekannten Zeilen verfasst: „Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen. Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten. Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter. Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.“

Wenn wir diese Weisheit ernst nehmen, bilden wir selbst aus vielen zufriedenen, dankbaren Gedanken und Bewertungen der Umstände unseres Lebens letztlich eine glückliche Haltung und damit ein glückliches Schicksal.

In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern einen guten Rutsch – möget ihr glücklich sein!