„Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist derselbe Unterschied wie der zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen.“ Mark Twain

Ein Beispiel

„Hast du endlich den Schnee wegschaufelt?“ Diese scheinbar harmlose Frage ist gar nicht so harmlos, wie sie aussieht. Sofort bekomme ich die Rechnung präsentiert: „Was heißt hier „endlich“? Mach’s doch selber! Ich hab auch noch etwas anderes zu tun!“

Was passiert hier eigentlich?

Ein Wort und sofort wird aus einer Frage oder einer Beobachtung eine beißende Kritik. Durch solche Worte entstehen Informationsdefizite, d.h. ein Zustand, in dem Informationen fehlen, um die eigentliche Botschaft stimmig verarbeiten zu können. Diese fehlenden Informationen fügt der Hörer nach seinem Gutdünken hinzu. Da die meisten von uns mit Kritik aufgewachsen sind, haben sie gelernt, mit „Schuldohren“ (d.h. Kritik oder Beschuldigungen) zu hören. Deshalb interpretieren die meisten von uns solche Formulierungen gerne als Kritik.

Wozu ich heute einlade ist, diesen kleinen Unterschied in der eigenen Sprache zu bemerken und innezuhalten. Und dann auszuführen, was man zuvor weggelassen hat. Am besten gewaltfrei: z.B. „Ich hab’s echt eilig und brauche wirklich dringend Unterstützung. Kannst du mir bitte helfen, mein Auto auszuschaufeln?“

Viele solcher Worte

Andere unscheinbare Worte wie sind „schon“ und „noch“. Diese Worte sind z.B.  in der Kombination „schon wieder“ oder „noch nie“ richtige Triggerwörter.  Da wird aus einem „Du hast gesagt, dass du den Schnee wegräumst“ ein „Schon wieder hast du etwas gesagt, was du nicht gemacht hast.“ und aus „Du hast dich nicht an das gehalten, was du versprochen hast.“ Wird „du hast dich noch nie an das gehalten, was du versprochen hast.“

Noch gefährlichere Worte

Zuletzt noch eine andere Art „gefährlicher“ Worte: Verallgemeinerungen. Verallgemeinerungen sind Worte wie immer, nie, überall, alle, niemand, keiner und jeder. Diese Worte sind ebenfalls sehr beliebt. Wenn ich eines dieser Worte benutze, dann steckt da meist ziemlich viel Ärger in mir. Kein Wunder, dass andere darauf empfindlich reagieren.

Wie kann man vermeiden, Kritik zu hören?

Wenn jemand anderer so ein Wort benützt, dann könntest du schnell deine „Verständnisohren“ rausholen und nachfragen „Bist du grad genervt, weil du’s eilig hast und gern Unterstützung hättest?

Wer noch einmal nachlesen, was es mit den den Schuldohren und Verständnisohren auf sich hat, dem möchte ich meinen Blogbeitrag „4 Ohren-Modelle“ ans Herz legen.