Danke zu sagen, fällt manchmal schwer. Aber nicht nur das. In Erinnerung an meinen Workshop „Aufrichtige Wertschätzung“ möchte ich heute erörtern, warum es manchmal schwer fällt, ein Danke anzunehmen.

Warum ist das so?

Erstens könnte es sein, dass wir fürchten, dass an das Danke eine Bedingung geknüpft ist. So wie wir das vielleicht schon einige Male in der Vergangenheit erlebt haben. Ein „Danke“ bedeutet dann soviel wie „Bitte mehr!“ Zweitens könnte es auch sein, dass wir glauben, dass das, was wir getan haben, keinen Dank verdient. Weil es zu klein oder zu selbstverständlich ist. Vielleicht sind wir drittens besorgt, dass das Danke nicht ehrlich gemeint war. Dass es eine gut antrainierte Floskel war, einfach so dahin gesagt, ohne tiefere Bedeutung. So wie ein höfliches „Auf Wiedersehen“, wo ein Wiedersehen gar nicht erwünscht ist.

Im Detail

Hinter all diesen Gedanken und Gefühlen stecken Bedürfnisse. Wenn wir unseren Umgang mit dem Danke verändern möchten, ist es hilfreich, unsere Bedürfnisse zu erforschen. Und ebenso, wenn wir andere unterstützen möchten, unser Danke anzunehmen.

Keiner von uns möchte manipuliert werden. Wir alle wollen uns frei entscheiden, ob und wann wir etwas tun. Wenn an ein Danke eine Bedingung geknüpft wird, dann fühlen wir uns irritiert. Wir spüren eine Unstimmigkeit. Wie bei einem Geschenk, an das eine Bedingung geknüpft ist. Wenn wir es annehmen, gehen wir auf den Deal ein. Dass da keine wirkliche Freude aufkommt, ist klar. Hier ist mir meist Klarheit wichtig. Und ich möchte sicher sein, dass eben keine Bedingung an das Danke geknüpft ist.

Wenn wir nicht darauf vertrauen, dass wir ein Geschenk für andere sind, dann ist es mitunter herausfordernd, unsere Beiträge als etwas Wertvolles für andere zu erleben. Auch hier spielt unsere Erziehung eine entscheidende Rolle. Hier sehne ich mich vielleicht nach Vertrauen, dass ich tatsächlich ein Geschenk für andere bin. Eventuell würde mich ehrliche Rückmeldung unterstützen, was genau ich getan habe, was die andere Person schätzt. Und auch die Information, wie sich die Person fühlt, wenn sie an mein Tun denkt und was sich dadurch für Bedürfnisse bei der Person erfüllen.

Es könnte auch sein, dass wir vermuten, dass das Danke nicht von Herzen und aus freien Stücken kommt, sondern aus einer Verpflichtung. Dann ist uns vielleicht Aufrichtigkeit wichtig und das Vertrauen in die Aufrichtigkeit anderer.

Vertrauen

Immer wieder geht es um Vertrauen und um Schutz. Unsere Freude über die Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen macht uns verletzlich. Genauso wie ein ehrliches Danke ein Ausdruck unserer Freude ist und unsere verletzliche Seite zeigt. Und gleichzeitig kann durch das Zeigen von Verletzlichkeit unser Vertrauen in einer Beziehung wachsen.

Given to

Oft ist es die Sorge um das Gleichgewicht und die Gegenseitigkeit in einer Beziehung, die jemanden hindert, Wertschätzung anzunehmen. Da ist es unterstützend über das das Zusammenspiel von Geben und Nehmen nachzudenken. Wenn es uns gelingt, ein Geschenk aus ganzem Herzen anzunehmen, dann schenken wir der anderen Person unsere Annahme. Marshall Rosenberg drückt das sehr berührend in einem Lied von Ruth Bebermayer mit dem Titel „given to“ aus.

Hier sind einige Textzeilen aus dem Lied: I never feel more given to then when you take from me. When you understand the joy I feel caring for you. … To receive with grace may be the greatest giving. There is no way I can separate the two. When you give to me, I give you my receiving. And when you take from me, I feel so given to.

Den Song kann man sich hier anhören (beginnt bei 0:50).