Im Ärger oder Stress kommt manchmal eine Du-Botschaft über die Lippen: „Schau mal, wie es hier wieder aussieht! Du denkst nur an dich! Du bist ein Egoist!“

Mein Schmerz

Dass es eigentlich mein Schmerz ist, der mich dazu verleitet, so zu sprechen, ist mir in dem Moment meist nicht bewusst. Erst die eher unsanfte Reaktion des anderen, die meistens auch eine Menge Du-Botschaften enthält, bringt mich zum Nachdenken. Und zu dem, was ich mir eigentlich von der anderen Person wünsche.

Wenn ich mir wünsche, dass die andere Person auf mich eingeht, dann ist eine Du-Botschaft verbunden mit einem Urteil wenig hilfreich. Die andere Person wird eher zum Gegenangriff übergehen. Oder sie wird sich rechtfertigen und verteidigen. Und das eine wie das andere bringt mir keine Erleichterung. Und auch keine Lösung.

Rosenberg hat diesen Zusammenhang durch folgenden Satz auf den Punkt gebracht: „Jede Form von Kritik und Urteil … und jeder Ausdruck von Ärger ist ein tra­gi­scher Ausdruck unerfüllter Bedürfnisse.“ Das ist für mich eines der aussagekräftigsten Zitate von Rosenberg. Deshalb bringe ich das in fast jedem Seminar. Kritik und Urteil (der Kern jeder Du-Botschaft) trägt nicht zur Erfüllung von Bedürfnissen bei. Auch wenn ich mir das in dem Moment noch so sehr wünsche. Es führt tragischerweise immer nur zu mehr Schmerz.

Mein Urteil transformieren

Wenn ich mir wünsche, dass meine Bedürfnisse erfüllt werden, dann hilft es mir, in mich hinein zu spüren und genau diesen Schmerz wahrzunehmen und ihm Raum zu geben. Dieser Schmerz führt mich nach einer Weile zu meinem Bedürfnis. Im obigen Fall zu meiner Sehnsucht nach Rücksichtnahme und Verständnis.

Sobald mit das klar wird, verfliegt mein Ärger und ich kann von meinem Urteil ablassen. Aus dem Urteil, der Du-Botschaft, wird eine Ich-Botschaft: „Ich brauche…“

Mein Hilfeschrei wird dann vielleicht folgendermaßen lauten: „Hey, wenn du sehe, wie viele Tassen und Teller hier rumstehen, dann bin ich echt frustriert. Ich brauche Rücksichtnahme. Kannst du mir sagen, was du grad von mir gehört hast? Und hast du dann vielleicht eine Idee, wie wir das so lösen können, dass meine Bedürfnisse genauso erfüllt werden wie deine?“