Was hat es mit der 13. Karte auf sich? In meinem letzten Blog-Beitrag habe ich begonnen, den 13 Schritte-Tanz zu erklären. Dieser Tanz bildet einen komplexen Gesprächsprozess ab und unterstützt beim Üben eines solchen Gesprächs. Es ist faszinierend, was bei so einem Prozess in dem Moment, wenn man ein „Nein“ von seinem Gegenüber hört, passiert. Mitunter kommt da eine Fülle an Urteilen über die andere Person zum Vorschein.

In diesem Moment ist die 13. Karte besonders wichtig. Auf der 13. Karte steht: „Meinen Bewertungen und Beschuldigungen zuhören“. Das ist der Ort, wo ich meine inneren Urteile frei von jeder GFK-Übersetzung ausdrücken kann. Es ist wichtig zu verstehen, dass das nicht lediglich eine Möglichkeit ist, sondern ein ganz wesentlicher Schritt.

Die 13. Fee

Könnt ihr euch erinnern, was in dem Märchen von Dornröschen der Brüder Grimm passierte, als die 13. Fee nicht zur Taufe eingeladen wurde? Die 13. Fee erschien trotzdem und aus Ärger, weil sie nicht eingeladen wurde, brachte sie eine Menge Unheil über die kleine Prinzessin und alle Schlossbewohner.

Die 13. Fee sah weniger hübsch aus als die anderen Feen und deshalb wurde sie nicht eingeladen. Auch verurteilenden Gedanken hören sich gewöhnlich nicht besonders liebevoll an. Gerne würde man sie da manchmal  lieber nicht dabei haben. Kommt dir das vielleicht bekannt vor?

Doch dann kommen diese Urteile ohne Einladung durch die Hintertür und richten genauso wie die 13. Fee eine Menge Unheil in den Gesprächen an. Und dann werden Gespräche noch viel komplizierter als sie es ohnehin schon sind. Deshalb ist es wichtig, alle verurteilenden Gedanken einzuladen und  ihnen sehr genau zuzuhören. Und genau dazu dient die 13. Karte.

Die Botschaft der 13. Fee entschlüsseln

Alle Urteile und Bewertungen, die auf der 13. Karte auftauchen, enthalten wichtige Botschaften. Es ist wichtig, die Bedürfnisse hinter den Urteilen zu erkennen. Erst dann können diese Botschaften als wertvolle Beiträge zum Wohl des Ganzen gesehen werden.

Das Gasthaus

Auch Rumi drückt in seinem Gedicht „Das Gasthaus“ aus, wie wichtig es ist, unsere verurteilenden Gedanken und mit ihnen einhergehend die unangenehmen Gefühle, stets willkommen zu heißen:

Das menschliche Dasein ist ein Gasthaus.
Jeden Morgen ein neuer Gast.
Freude, Depression und Niedertracht –
auch ein kurzer Moment von Achtsamkeit kommt als unverhoffter Besucher.
Begrüße und bewirte sie alle!
Selbst wenn es eine Schar von Sorgen ist, die gewaltsam dein Haus seiner Möbel entledigt,
selbst dann behandle jeden Gast ehrenvoll.
Vielleicht bereitet er dich vor auf ganz neue Freuden.
Dem dunklen Gedanken, der Scham, der Bosheit –
begegne ihnen lachend an der Tür und lade sie zu dir ein.
Sei dankbar für jeden, der kommt,
denn alle sind zu deiner Führung geschickt worden aus einer anderen Welt.

Deshalb: Vergesst niemals die 13. Karte!