Natürlich können wir hergehen und direkt sagen: „Schatz, das ist doch sinnlos, was du da tust!“ Die Gefahr, dass der (oder die) andere Kritik hört, ist vermutlich nicht viel geringer als bei Version „Schatz, warum tust du das?“. Dabei wollten wir doch wirklich nur verstehen, oder?
Was passiert hier eigentlich?
Leider haben die meisten von uns viel zu oft erlebt, dass diese Art von Frage in der Vergangenheit benutzt wurde, um in der Folge beurteilt, beschuldigt und bestraft zu werden. Und sei es nur mit der Bemerkung „So ein Schwachsinn!“ Also haben viele von uns sich angewöhnt die Frage „Warum?“ als Kritik aufzufassen, unabhängig davon, mit welcher Absicht diese Frage formuliert wurde.
Wie können wir unser Verständnis füreinander erhöhen?
Etwas mehr Klarheit können wir vielleicht mit der Aussage erreichen: „Ich möchte gern verstehen, was dich motiviert hat, diese Jacke anzuziehen (dieses Geschenk mitzunehmen, das Auto dort zu parken …) Ich bin richtig neugierig und möchte dich dadurch gern besser kennenlernen. Am liebsten wäre mir ein Austausch, wo ich auch ausdrücken kann, was ich tun würde, wär‘ das ok für dich?“
Was ist meine Absicht?
Wichtig ist, sich zuvor zu überlegen, wofür und für wen meine gutgemeinten Bemerkungen und Ratschläge nützlich sind. Was ist meine Absicht? Welche Bedürfnisse erfülle ich mir damit? Nicht umsonst heißt es, gute Ratschläge sind auch Schläge.
Andere Menschen dürfen selbst lernen
Geht es uns wirklich darum zu lernen? Hier ist Aufrichtigkeit gefragt. Wir dürfen anderen Menschen, vor allem Erwachsenen, zugestehen, eigenverantwortlich zu handeln und selbst zu lernen. Ich setze voraus, dass keine Gefahr in Verzug ist.
Eine Übung zum Heimnehmen für Paare
Gemeinsam mit deinem Partner bzw. deiner Partnerin könnt ihr folgende Übung machen:
Jede Person schreibt drei Strategien auf, die er bzw. sie an der anderen Person nicht mag. Dann befragt ihr euch gegenseitig nach eurer Motivation dazu. Welch Bedürfnisse erfüllt sich jede Person mit diesen Strategien? So kann das Verständnis füreinander wachsen.
Du kannst sie natürlich auch alleine machen. Das macht zwar weniger Spaß, dein Verständnis für die andere Person wird trotzdem zunehmen.
Und noch ein Gedanke zum Abschluss: Wenn ich Verständnis für den anderen habe, heißt das nicht, dass ich es immer gut finde, was der oder die andere tut. Es heißt vielleicht wirklich, dass ich neugierig bin und gerne lernen möchte. Oder dass ich mich einsam fühle und mich nach Verbindung sehne. Oder, oder, oder …
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