Wer schon einmal erlebt hat, wie Teamentscheidungen mit magerer Zustimmung ein Team lähmen können, wird sich über diesen Beitrag sicher freuen.

Wie können große oder kleine Teams Entscheidungen auf der Grundlage von Bedürfnissen treffen? Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Eine davon ist das „Gradients of Agreement“-Tool (zu deutsch „Einwilligungsmodell“). Sam Kaner, Duane Berger u.a. haben dieses Tool 1987 entwickelt („The Facilitator’s Guide to Participatory Decision-Making“).

Wie funktioniert es?

Nach einer Darlegung der Hintergründe wir ein klarer und für alle verständlicher Vorschlag entwickelt und formuliert. Dann gibt jedes der Teammitglieder seine anfängliche (vorläufige) Zustimmung auf einer Skala von 1-7 bekannt. Manchmal verwendet man auch eine Skala von 1-8.

Die Skala reicht von enthusiastischer Zustimmung: „Das ist genau meins!“ über lauwarme Unterstützung bis zur großem Unbehagen bzw. Widerstand: „Damit werde ich nie leben können!“

Die Abstimmung erfolgt mittels Handzeichen, begleitet von individuellen Kurzstellungnahmen oder schriftlich mittels geheimer oder offener Wahl. Diese erste Stimmenabgabe dient der größeren Klarheit über die Bedürfnisse und nicht der Polarisierung.

Eine Person stellt die Ergebnisse auf einem Flipchart z.B. in einer Tabelle mit oder ohne Namen für alle sichtbar dar.

In einem 2. Schritt bringen die Teammitglieder ihre Gefühle und Bedürfnisse zum Ausdruck. In Settings, die mit der Bedürfnissprache nicht vertraut sind, wird nach dem Warum gefragt. Das führt naturgemäß nicht zu dem tiefen Verständnis und der Verbindung, die auf der Basis der Frage nach den Bedürfnissen entsteht, ist aber dennoch besser als reine Ja/Nein-Entscheidungen.

Interessant ist, dass sich meist der Grad der Zustimmung erhöht, sobald die Bedürfnisse, die die einzelnen Teammitglieder von einer vollen Zustimmung abhalten, von allen verstanden wurden. Bei einem Veto kann jede Person jederzeit einen neuen Vorschlag formulieren und zur Abstimmung bringen.

Was sind die Vorteile?

Dieses simple Tool, das den unterschiedlichen Grad der Zustimmung der einzelnen Teammitglieder anzeigt, fördert den Zusammenhalt eines Teams, das Verständnis füreinander und gleichzeitig seine Weiterentwicklung.

Ein konkreter Vorschlag ist nie gut oder schlecht, er erfüllt einfach gewisse Bedürfnisse und andere nicht. D.h. es gibt bei diesem Prozess keine Gewinner und auch keine Verlierer.

Abschluss

Jede derartige Entscheidung sollte mit einer Reflexionsrunde über den erlebten Entscheidungsprozess abschließen.

Probiert es einfach einmal aus!